Herz/Kreislauf

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit immer noch zu den häufigsten Todesursachen. In den westlichen Industrieländern beträgt der Anteil an der Gesamtmortalität ungefähr 45%. In Entwicklungsländern ist dieser Anteil mit ca. 25% dahingegen deutlich geringer. Unter Herz-Kreislauf Erkrankungen versteht man allgemein eine Zusammenfassung von verschiedenen Krankheitsbildern, die sowohl das Herz, als auch die umgebenden Gefäße des menschlichen Körpers betreffen. Hierzu zählen insbesondere die Angina pectoris, arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Schlaganfall, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Herzrhythmusstörungen und generell erhöhte Blutfettwerte, die zum pathologischen Krankheitsbild der Atherosklerose, auch unter dem Namen Arteriosklerose bekannt, einer krankhaften Gefäßwandveränderung, führen können. Durch eine Schädigung der Gefäßwände, die durch verschiedene Mechanismen entstehen kann, kommt es zu einer Ablagerung von Fett- und Proteinkomplexen (“Arterienverkalkung“). Diese Komplexe verlagern sich im weiteren Verlauf unter die Gefäßinnenwand und führen so zu ihrer Verdickung. Als Folge verlieren die Gefäße ihre Elastizität, werden steifer und starrer und das nötige Blutvolumen kann sie nicht mehr passieren, weil der Durchmesser (das Gefäßlumen) abnimmt, sodass der Zielort (z.B. ein Organ wie die Niere oder die Extremitäten wie Arme oder Beine) unterversorgt wird.

Tückisch an der Arteriosklerose ist die Tatsache, dass die Krankheit schleichend beginnt. Obwohl eine pathologische Störung des Herz-Kreislaufsystems überwiegend eine Alterskrankheit darstellt, liegen klare Evidenzen vor, dass die Zahl der Erkrankten unter 50 Jahren stets ansteigt. Heutzutage leiden z.B. immer mehr Kinder an Übergewicht und auch bei ihnen lässt sich schon eine krankhafte Gefäßveränderung nachweisen. Zu den Risikofaktoren einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zählen insbesondere Rauchen, Stress, psychische Belastungen, unzureichende Bewegung und eine zunehmend ungesunde Ernährung, eine Tatsache, die vor allem in den heutigen Industrieländern zu beobachten ist.

Nebst den typischen Risikofaktoren liegen auch Hinweise aus der modernen Forschung vor, dass die genetische Disposition ebenfalls eine entscheidende Rolle spielt, ob ein Mensch einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist, an einer o.g. Erkrankung zu erkranken. Neuere Erkenntnisse sprechen in diesem Sinne für weitere identifizierte Risikofaktoren, so z.B. für eine Förderung der Atherosklerose durch erhöhte Blutspiegel einer bestimmten Aminosäure (Homocystein). Eine Mutation einer einzelnen Base in der Nukleotidsequenz des Methylenetetrahydrofolate reductase (MTHFR)-Gens führt hierbei zu einer Erhöhung des Homocysteinspiegels im Blut. Homocystein kann eine direkte toxische Wirkung auf die betroffene Gefäßwand hervorrufen und dadurch zu einer erhöhten Thromboseneigung führen. Ein erhöhtes Risiko an einer Thrombose zu erkranken findet sich ebenfalls in Patienten, die Mutationen in Gerinnungsfaktoren-Gene, z.B. in Faktor II und Faktor V aufweisen. Weitere genetische Faktoren, die die Entstehung einer Atherosklerose begünstigen sind Genmutationen in speziellen Transportproteinkomponenten, den Apolipoproteinen, die u.a. für den Abtransport des Cholesterins verantwortlich sind. Cholesterin wird über spezielle Transporter (wie das Low density lipoprotein, das LDL) in die Körperperipherie gebracht. Dort gibt es verschiedene Zell-Rezeptoren, die den Komplex dann aufnehmen. Das Apolipoprotein B-100 (ApoB-100) ist der Hauptbestandteil in „Very Low Density Lipoproteinen“ (VLDL), „Intermediate Density Lipoproteinen“ (IDL) und LDL. Durch Interaktion von ApoB mit den LDL-Rezeptoren vermittelt ApoB-100 den Transport des LDL-Cholesterols in die Leber und in die meisten anderen Zellen des Körpers. Eine einzelne Mutation an Position 3500 des ApoB-100 Lipoproteins führt zu einer verminderten Rezeptor-Bindungskapazität und zu einer verschlechterten LDL-Clearance durch die Leber. Die Folge ist eine Erhöhung des Plasma-Cholesterinspiegels und des LDL-Spiegels. Das Risiko an einer kardiovaskulären Krankheit zu erkranken steigt.

Ein weiterer, wichtiger Risikofaktor eine Herz-Kreislauferkrankung zu erleiden ist Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Charakteristisch für Bluthochdruck ist, dass die Häufigkeit mit dem Alter deutlich ansteigt. Das Angiotensin Converting Enzym (ACE) spielt in der Regulation des Blutdrucks und der Elektrolyt - Balance dabei eine wichtige Rolle, indem es Angiotensin I in Angiotensin II umwandelt. Angiotensin II ist ein potenter Vasopressor und an der kardiovaskulären Homöostase beteiligt. Das menschliche Gen für ACE besitzt einen Insertions- (I) / Deletions- (D) Polymorphismus, wobei der D/D Polymorphismus mit hohen ACE Plasmaspiegeln assoziiert ist, die zu einer erhöhten Angiotensin II Konzentration führen. Dies wird mit einer erhöhten Veranlagung für Hypertonie (Bluthochdruck) in Verbindung gebracht, ein weiterer Risikofaktor für Herzinfarkt bzw. Schlaganfall.



Empfohlene Unterusuchungen:
APOE
APOB
MTHFR
Faktor II
Faktor V
ACE
PAI-1
PPARG
FABP
ADRB2


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